Laudatio auf den AvivA Verlag

Von Ruth Klinkenberg, Mitglied der Jury des Berliner Verlagspreises 2020

Im Namen der Jury sage ich: Glückwunsch und »vivat« – also »Er lebe hoch« – für den Gewinnerverlag des Großen Berliner Verlagspreises. Das »vivat« drängt sich geradezu auf, da es schon im Verlagsnamen mitklingt. Der Große Berliner Verlagspreis geht dieses Jahr an den AvivA Verlag.

AvivA ist ein hebräischer, weiblicher Vorname und bedeutet »Frühling«. Vor 23 Jahren, im Frühling des Verlages, begann die Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Britta Jürgs ein Verlagsprogramm zu entwickeln, das die Jury heute, viele Bücher weiter, durch sein Profil, seine Vielfalt, Kontinuität und Konsequenz überzeugt hat. Der Verlag widmet sich damals wie heute weiblichen Stimmen, Autorinnen und Biographien. Er gräbt vergessene Texte aus und macht sie wieder oder erstmalig zugänglich. Autorinnen der 20er und 30er Jahre vor allem, häufig jüdische Autorinnen.

So finden sich im Verlagsprogramm Autorinnen wie Ruth Landshoff-Yorck oder Lili Grün beispielsweise, Bücher über oder von Dramatikerinnen, Architektinnen, Schriftstellerinnen, überhaupt Künstlerinnen jeder Couleur. Aber auch Reiseberichte wie etwa der der Journalistin Nelly Bly oder, erst in der letzten Zeit erschienen, die Reiseberichte der deutschsprachigen Journalistin aus dem heutigen Slowenien Alma M. Karlin. Um die 80 Titel sind zur Zeit im Verlag lieferbar, die im Lauf von 23 Jahren mit Kenntnis, Entdeckerfreude und viel Enthusiasmus vorgelegt wurden. Außerdem erscheint im Verlag zweimal jährlich »Virginia«, eine Zeitschrift für Frauenbuchkritik.

Übrigens schafft Britta Jürgs es auf hervorragende Weise, und weitgehend in einem bewunderungswürdigen Alleingang, mit viel Engagement und ansteckender Begeisterung ihr Programm dem Buchhandel und den Leserinnen und Lesern nahezubringen. Auch das ist ja ein Kriterium für diesen Preis. Mögen also noch viele Entdeckungen im AvivA Verlag auf uns warten.

Sehr herzliche Glückwünsche, liebe Britta Jürgs!

Die Laudatio wurde am 24. November 2020 live auf dem digitalen Empfang im Anschluss an die Verleihung des Berliner Verlagspreises vorgetragen. Foto: Tim Holland