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Joe Chialo (Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt), Frank Böttcher (Lukas Verlag) und Franziska Giffey (Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe) © Schirin Moaiyeri

Laudatio auf den Lukas Verlag

Von Gerrit Schooff, Mitglied der Jury des Berliner Verlagspreises 2023

Ich freue mich sehr, dass ich im Namen der Jury heute den Berliner Verlagspreis an den Lukas Verlag vergeben darf!

Der Lukas Verlag pflegt und entwickelt seit 1995 ein originelles und vielfältiges Programm aus kulturgeschichtlichen Sach- und Fachbüchern. Er versinnbildlicht, was einen unabhängigen Verlag ausmacht.

Als erstes möchte ich den Verleger nennen. Frank Böttcher ist das Fundament, auf das Autorinnen und Autoren und alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Verlags über Jahre den Bau des Lukas Verlag errichtet haben. Der Verleger ist selbstverständlich zuständig für das Programm des Verlags aber auch für die Herstellung, das Lektorat, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen und Vertrieb.

Wir haben uns vor mehr als 15 Jahren auf der Buchmesse in Leipzig kennengelernt, und was mich zusätzlich zu seiner Fähigkeit, die genannten Tätigkeitsfelder im Verlag abzudecken, immer wieder beeindruckt hat, war seine – selbst in den regelmäßig auftretenden Krisenzeiten – geradezu ansteckende Ruhe und Gelassenheit. Da ich ein paar Jahre Verlagsarbeit in einem kleinen unabhängigen Verlag erlebt habe, kann ich nachvollziehen, wie wichtig diese Charaktereigenschaften sind.

Auf dieses stabile und tragfähige Fundament konnte dann die zweite Ebene errichtet werden: das Programm. Das erfüllt ohne Einschränkung das Hauptkriterium des Berliner Verlagspreises nämlich die Anforderung »Werke auf hohem ästhetischen Niveau, die sich auch jenseits des Mainstreams bewegen und über tagesaktuelle Wahrnehmung Bestand haben« zu veröffentlichen.

Die bedeutendsten Themenfelder, die der Verlag abdeckt, sind Bücher zum Widerstand und über Opfer in der NS-Zeit, wobei der Band über Emmi Bonhoeffer dank eines Auftritts von Günter Jauch bei Elke Heidenreich zum erfolgreichsten Buch der Verlagsgeschichte wurde (Platz 5 in der Spiegel Bestsellerliste!) und eine der oben erwähnten Krisensituationen zu bewältigen half. Desweiteren ist die Alltagsgeschichte der DDR, die Kunst- und Architekturgeschichte seit dem Mittelalter sowie die Kulturgeschichte Berlins und Brandenburgs von Bedeutung. In jüngerer Zeit wurde zum Beispiel das 100jährige Jubiläum von Groß-Berlin durch etliche Neuerscheinungen begleitet.

Wichtige Bücher, die die Jury im wahrsten Sinne »schwer« beeindruckt haben, waren der sieben Kilogramm schwere Doppelband zur »Druckgrafik in Berlin von 1570 bis 1870« und die fünfbändige Ausgabe der »Gärten und Parke in Brandenburg«. Zwei weitere Titel findet die Jury darüber hinaus besonders beachtenswert. Dies sind die zweisprachigen Bildbände »In schwindendem Licht / Fading Lights« und »Grenzland / Borderland«, die auf beeindruckende und berührende Weise die untergegangene Welt des osteuropäischen Judentums dokumentieren.

Bei mittlerweile über 600 Titeln, die der Verlag veröffentlicht hat, gibt es aber noch sehr viel mehr zu entdecken. Dazu fordert die Jury Sie ausdrücklich auf, da wir finden, dass der Verlag seinem Motto »Bücher ohne Verfallsdatum« vorbildlich gerecht wird.

Lieber Frank Böttcher, Dir und all Deinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern ist es gelungen, seit über 25 Jahren einen Verlag mit Leben zu füllen, der sich durch sorgfältig hergestellte und stets lesenswerte Bücher auszeichnet!

Die gesamte Jury und ich gratulieren von Herzen zum Berliner Verlagspreis 2023!